
Wer an Gran Canaria denkt, kann sich leicht vom Tourismus-Rummel an der Küste täuschen lassen. Dabei ist das Hinterland der Insel ein Dorado für Cabrio-Eskapaden in einem Labyrinth an Schluchten und bizarren Felsformationen. Dieses faszinierende Hinterland erkunden wir in unserem racinggelben Porsche 911 Carrera Cabrio.
Die Conquistadores – die Eroberer – kamen zweimal. 1478 gründete Juan Rejón für die spanische Krone das befestigte Fort Las Palmas. Mit einem Heer von 600 Mann begann er von dort, in verlustreichen Kämpfen die Insel Gran Canaria zu unterwerfen und die meisten der Bewohner zu versklaven. Ziemlich genau 500 Jahre später belagert ein ganz anderes Heer die Insel. In Millionenstärke führen jedes Jahr die Touristen ihren Feldzug in den Süden der Insel durch. Und fast wie bei der spanischen Conquista scheint auch die touristische Eroberung wenig Rücksicht zu nehmen auf das ursprüngliche Gran Canaria. Versklavt werden gottlob die Kanarier nun nicht mehr. Aber einigen Teilen ihrer wunderschönen Insellandschaft muss man dieses Schicksal wohl bescheinigen. Da gibt es ganze Buchten, ja Küstenabschnitte, die von den Hotelkonzernen unter Beton genommen wurden. Die Landschaft war dabei außen vor geblieben. Aber wozu auch Landschaft! Zu viele der sonnenhungrigen Urlauber erleben die Insel nur zwischen Liegestuhl, Strandcafé und Hotel-Pool.

Die Felswände im Barranco de Fataga wachsen steil empor, schattiert in Tönen von Ocker über Rosa bis Dunkelbraun, fast Schwarz. Wer früh vom Hotel in Playa del Inglés startet, hat die Kühle des Morgens um die Nase auf seiner Suche nach dem anderen Gran Canaria. Dem zwischen bizarren Lavafelsen. Dem ohne Liegestuhl-Alleen und Touristen-Grill, ohne Disco-Rhythmen und ohne Strandlokal mit Würstchen und Wiener Schnitzel. Es tut gut, bei offenem Verdeck unseres Porsche 911 Carrera Cabrios klare Bergluft zu atmen auf der gewundenen Straße Richtung Fataga im Inselinneren. Der Fata Morgana hinterher, die langsam immer realer wird.
Zum Beispiel beim ersten Stopp am Aussichtspunkt Degollada de las Yeguas. Einfach nur dastehen und staunen über diese irren Felswände, die Vergleiche mit einem Grand Canyon nicht zu fern scheinen lassen. Schicht über Schicht zeigen sich die Lagen alter Lavaströme, die in den Millionen Jahren vulkanischer Geschichte der Insel einer über den anderen geflossen waren. Heute schweigen die einst aktiven Krater Gran Canarias – und sie tun es schon Jahrtausende. Zeit genug für die Erosion, über den Lavaberg mitten im Meer herzufallen, ihn zu zernagen wie Mäuse ein gigantisches Stück Käse. Riesige Schluchten – die Barrancos – ziehen sich wie Spinnenarme vom Zentrum der Insel zum Meer hinunter. Einer am anderen, und jeder wieder eine Entdeckung für sich. Damit bietet sich dem eigenen Spürgeist ein weites Spielfeld für Rundtouren: Im einen Barranco fährt man hoch zum Inselinneren und sucht sich den nächsten aus, um wieder zur Küste zurückzukehren.
Fataga ist erreicht, ein typisches kanarisches Bergdorf mit hübschen weißen Steinhäusern unter Palmen und Orangenbäumchen – eingerahmt von mächtigen Felswänden. Zeit für einen Kaffee bei dieser morgendlichen Ausfahrt. Einen Cortado oder Café con leche in einer der Bars an der Straße, kurz die Beine vertreten in den engen gepflasterten Gassen Fatagas. Dann weiter nach oben. Denn noch sind erst 600 Höhenmeter abgearbeitet. Gran Canaria bietet weit mehr Aufstiegschancen. Über San Bartolomé de Tirajana erreicht man den Pico de las Nieves, den „Schneegipfel“. Er ist mit 1.949 Metern der höchste Punkt Gran Canarias, verdient seinen Namen aber nur ganz selten, wenn hier oben tatsächlich einmal kurz Schnee fällt. Dann ist das für die Canarios ein Volksfest. Jung und Alt kommt von der Küste hoch, um die weiße Sensation zu bestaunen.
Doch meistens zeigt sich Gran Canaria als Repräsentantin des „Ewigen Frühlings“, den man allen Kanareninseln getrost bescheinigen darf. Wenn zuhause winterliches Schmuddelwetter angesagt ist, dann blühen hier in den Bergen die Büsche und duften die Kiefernwälder nach Harz. Unten an der Küste klettert das Thermometer auch an Wintertagen meist über 20 Grad. Wer morgens von den Dünen in Maspalomas hinauf ins Gebirge startet, hat tatsächlich in wenigen Stunden eine klimatische Reise von der Sahara nach Mitteleuropa gemacht. Gran Canaria, der komprimierte Kontinent.
Der Pico de las Nieves mag Gran Canarias Allerhöchstes sein, das Zeug zu einem Wahrzeichen der Insel hat der mit einer militärischen Anlage verunzierte Gipfel nicht. Dieses Prädikat gebührt dem Roque Nublo. Man erreicht den markanten Lieblingsfelsen aller Canarios auf eine für den Cabrio-Fahrer möglicherweise völlig unbekannte Art: zu Fuß! Denn das Bremsen, Kuppeln, Gasgeben auf diesen irrsinnig gewundenen kanarischen Bergstraßen hat die Beine einseitig gefordert. Da tut Ausgleichsbewegung Not. Vom Parkplatz Degollada Blanca unterhalb des Pico de las Nieves erreicht man den Fels auf einer kleinen Wanderung. Der senkrecht aufragende steinerne Obelisk ist ein harter Lavapfropfen, der früher in einem Vulkanschlot steckte. Den Vulkan drum herum hat die Abtragung beseitigt, der harte Pfropfen ragt nun alleine in die Luft und ist weithin sichtbarer Orientierungspunkt.
Die Wanderung hat hungrig gemacht. Also wieder rein in unser Porsche Cabrio und ein kleines Stück vom Roque Nublo abfahren nach Ayacata – und schon kann man in einer der dortigen Bars inseltypisch essen. Getrockneten Schinken, Käse, Mojo. Diese rote oder grüne Soße ist das Feuer der Kanaren, denn sie ist gut gewürzt mit Knoblauch, Kräutern und Chili. Papas arrugadas gehören auch noch zur kanarischen Vesper. Diese inseltypisch in Meerwasser gekochten Kartoffeln sind hier oben am Berg schon fast exotisch, ist das Meer doch 1.000 Kurven und 1.300 Höhenmeter entfernt. Der Verdacht liegt da nahe, dass der Koch das Meerwasser selber mit entsprechend Salz hergestellt hat. Auch beim Essen bleibt die Insel vielschichtig und geheimnisvoll. Schmecken tun die Papas in jedem Fall.
Von Ayacata geht es weiter Richtung Tejeda und dann links Richtung San Nicolás de Tolentino. Wieder zeigt Gran Canaria Vielschichtigkeit. Herrlich kurvig fällt das Sträßchen ab, passiert schon wieder einen der bizarren Lavapfropfen der Insel und lässt kurz vor El Carrizal den Atem anhalten: Da geht es steil hinunter in einen Barranco in einer Serie an Serpentinen, die mit jedem Alpenpass mithalten kann. Rundum eine karge, menschenleere Felsenlandschaft, in die schüchtern wirkend die weißen Häuser des winzigen El Carrizal hineingesprenkelt sind. Doch es geht noch wilder, bizarrer – und steiler. 500 Meter geht es jetzt urplötzlich nochmals nach unten. Die Abfolge von Serpentinen hinunter zum Stausee Presa del Parralillo ist bei offenem Verdeck Freiluftkino. Gezeigt wird ein Fantasy-Film. So zerfurcht und zerschlissen ist diese Landschaft, dass sie unreal wirkt. Die Straße als einzige Lebenslinie in einer versteinerten Welt.
San Nicolás de Tolentino ist erreicht und damit die reale Welt einer lebensfrohen Kleinstadt. Doch die Rückfahrt Richtung Playa del Inglés scheint schon wieder in die Unwirklichkeit einer Fata Morgana zu führen. Denn nein, diese Insel Gran Canaria hat an ihrer Westseite keine nette Küstenstraße zum entspannten Fahren mit meditativen Seitenblicken aufs Meer. Sie fordert mit einer wilden, irrsinnig verschlungenen Bergstraße, die immer wieder an gähnenden Abgründen vorbei führt und wie aus einer anderen Welt scheint. Wenn man dann am Abend nach bestandenem Abenteuer auf der Hotelterrasse in Playa del Inglés sitzt und im letzten Licht die Berge im Inselinneren leuchten sieht, dann wird das ein wissendes Lächeln auf die Lippen zaubern. Die Fata Morgana ist Wirklichkeit geworden. Oder doch noch nicht ganz?
Fahrpausen in Gran Canaria
INFORMIEREN
- Spanisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland
Tel. 0180 300 26 47
www.spain.info/de - Fremdenvekehrsamt der Insel
Avenida de España Ecke Avenida EEUU
Playa del Inglés
Tel. +34 928 77 15 50
www.grancanaria.com
SCHLAFEN
- Vier-Sterne-Hotel Cordial Mogán Playa
Im malerischen Fischerdorf Puerto de Mogán gelegen
Avenida de los Marrero, 2
Playa de Mogán
Tel. +34 928 72 41 00
www.cordialcanarias.com - Fünf-Sterne-Hotel Villa Del Conde
Eines der interessantesten Hotels im Süden mit toller Architektur
Calle Mar Mediterraneo, 7
Meloneras
Tel. +34 928 56 32 00 - Cordial Green Golf
Ferienwohnungen mit guter Preis-Leistung nahe Golfplatz
Avenida de Tjaereborg
Maspalomas
Tel. +34 928 77 39 49
www.cordialcanarias.com
ESSEN UND TRINKEN
- Restaurante El Albaricoque
Klassisch kanarisch mit tollem Blick von der Terrasse
Direkt an der Ortsdurchfahrt in Fataga
Tel. +34 928 79 86 56 - Restaurante La Casa Vieja
Beliebtes Grill-Restaurant mit einheimischer Küche, manchmal Live-Musik
Calle El Lomo 139
Carretera de Fataga – San Fernando
Maspalomas
Tel. +34 928 76 90 10 - Restaurante Samsara
Edel und gut, gehobene fernöstliches Küche und Ambiente
Avenida del Oasis 30
Centro Comercial La Charca
Maspalomas
Tel. +34 928 14 27 36
www.samsara-gc.com
SEHEN & STAUNEN
- Mundo Aborígen
Nachbau eines altkanarischen Dorfes
Straße nach Fataga
Sechs Kilometer nördl. Playa del Inglés
Tel. +34 928 17 22 95
www.mundoaborigen.com
EINKAUFEN
- Yumbo-Centrum
Avenida de EEUU 54
Playa del Inglés
Tel. +34 928 76 41 96
www.yumbocentrum.com
AUTOVERMIETUNG
- Top Car AutoReisen
www.top-car-hire.com
AKTIVPROGRAMME
- free motion Bikes & Tours Geführte Wanderungen, Mountainbike- oder E-Bike-Touren für alle die mal eine Cabrio-Pause brauchen www.free-motion.net
NACHTLEBEN
- Disco-Pub Stop in Brasil
Geheimtipp für Salsa und Merengue
Einkaufszentrum Kasbah
Playa del Inglés - Disco-Pub Pacha
Internationale Musik, auch bei Einheimischen beliebt
Sargentos Provisionales 10
Playa del Inglés
www.pachaplayadelingles.com
Text und Fotos: Gerhard Eisenschink